Nicht der Weisheit letzter Schluss: Zensuren

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Warum wir ROLP entwickeln und möchten, dass viele Schulen Lernentwicklungsberichte schreiben, lässt sich am einfachsten durch folgendes Zitat aus dem Forschungsmagazin der Universität Bielefeld begründen. Das Zitat darf gern als Präambel zu ROLP gelesen werden.

Lernentwicklungsberichte statt Ziffernzensuren

Der Bielefelder Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Eiko Jürgens hat sich ebenfalls eingehend mit Fragen der Leistungsbeurteilung befasst. Von ihm stammen auch mehrere inzwischen weit verbreitete Standardwerke zum Thema. Er sieht folgende Vorteile von Lernentwicklungsberichten: In einem ausformulierten Text ist eine differenziertere Beschreibung und Beurteilung von Lern- und Leistungsentwicklung möglich. Ein Lernentwicklungsbericht macht auch Aussagen zum weiteren Lernen, und das kommt dann gezielten individuellen Stütz- und Differenzierungsmaßnahmen zu Gute. Gar nicht überschätzt werden kann die Abschaffung von Ziffernnoten für das emotionale und soziale Klima in der Klasse: Der offensichtliche Vergleich zwischen den Schülern tritt in den Hintergrund. Das hilft schwächeren Schülern, das Gesicht zu wahren, sich nicht demotivieren zu lassen und sich weiter zu bemühen – denn auch ihnen wird ja bescheinigt, an welchen Stellen sie seit der letzten Beurteilung Fortschritte gemacht haben. Angstfreieres Lernen führt zu größerem Selbstvertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit und ermöglicht zugleich ein größeres Zutrauen zu den Lehrkräften. Ein grundsätzliches Problem der Ziffernnote ist auch, die Tendenz zu fördern, sich weniger für Inhalte als für die Benotung zu interessieren. Die Abfassung von Lernentwicklungsberichten ist zudem eine intellektuell anspruchsvolle Tätigkeit und regt fast zwangsläufig die Reflexion des Lehrers über seine Schüler und seinen Unterricht an. Allerdings sieht die Alltagspraxis manchmal anders aus. Schon Zeitmangel kann dazu verführen, sich der Aufgabe über die Verwendung von Textbausteinen (womöglich noch aus dem Internet) zu entledigen. Trotzdem ändert das grundsätzlich nichts am höheren Informationsgehalt von Lernentwicklungsberichten im Vergleich zu Ziffernzeugnissen.

(Quelle: Forschungsmagazin der Universität Bielefeld // Bielefeld University Research News, Seite 7f)